AWMF-Leitlinien
Leitlinien mit empfehlenden Charakter
Im Juli 2016 sind die AMWF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) Leitlinien für Stottern/Poltern erschienen. Sie haben empfehlenden Charakter und sollen Patient:nnen, Ärzt:nnen, und Therapeut:nnen eine Entscheidungshilfe für eine angemessene Versorgung bieten. Weitere allgemeine Informationen zu den AWMF Leitlinien sind auf der Website AMMF abrufbar:
www.awmf.org/leitlinien.html
Bei der vorliegenden Leitlinie handelt es sich um eine sogenannte S3-Leitlinie.
Diese Form der Leitlinie genügt den höchsten Anforderungen an Nachweise der Evidenz, da die Empfehlungsaussagen für ein bestimmtes Vorgehen (z.B. Therapieverfahren) auf Studienergebnissen zu deren Wirksamkeit beruhen.
Ein Vorteil einer Leitlinie auf dem S3- Niveau ist, dass sie alle Elemente einer systematischen Entwicklung durchlaufen hat und eine hohe methodische Qualität aufweist.
In der aktuellen S3-Leitlinie zum Stottern werden starke Empfehlungen für die Therapieverfahren nach Lidcombe und Fluency Shaping-Verfahren ausgesprochen, da für diese Therapien die meisten Studien auf dem S-3 Evidenzlevel vorliegen.
Hingegen haben die Verfahren der Stottermodifikation und kombinierte Ansätze den Empfehlungsgrad O (O=offen) erhalten. Das Palin Parent Child Interaction- Verfahren (PPCI) wurde nicht in die Leitlinie aufgenommen.
In der praktischen Umsetzung der S3-Leitlinie für Stottern/Poltern bedeutet das nun, dass Ärzt:nnen und Therapeut:nnen künftig angehalten sein werden, über die Therapien mit hohem Empfehlungsgrad, aber auch über jene mit einer offenen Empfehlung (z.B. Modifikationstherapie und kombinierte Ansätze) aufzuklären. Die Entscheidung, welche Therapie letztendlich gewählt wird, sollte vom informierten Patienten und verordnenden Ärzt:in dann gemeinsam getroffen werden.
Aus der vorliegenden Leitlinie muss sich nun für alle Stottertherapeut:innen und wissenschaftlich auf dem Gebiet Stottern Tätigen die Forderung ableiten, Wirksamkeitsnachweise für die unbestritten bewährten Therapieansätze (Modifikation, kombinierte Ansätze, PPCI) in den kommenden Jahren zu erbringen.
Nur dann kann der Vorteil der Leitlinie auf dem S3 Niveau, der u.a. in dem hohen Stellenwert z.B. in der Argumentation gegenüber den Krankenkassen besteht, wirksam werden. Die vollständige Version der Leitlinie Stottern/Poltern ist auf der Website AWMF verfügbar:
www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/049-013.html
Die AWMF-Leitlinien sind abzugrenzen von den ivs-Leitlinien für Stottertherapeut:innen:
www.ivs-online.de/inhalt/stottertherapeut/leitlinien/